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10. Juni 2012

Im Interview: Dr. Christian Riethmüller, Senior-Berater bei RiConsult und renommierter Fachautor im Bereich Business Software

Varianten-Management für Prozesseffizienz bei Fertigern und Großhändlern von kardinaler Bedeutung

Der Markt fordert immer mehr kundenindividuelle Produkte. Vor welche Herausforderungen stellt dies Großhändler und Fertiger?

Zunächst einmal kranken viele dieser Unternehmen bereits an der Stammdatenqualität. ERP-Systeme, gleich welcher Art, können so kaum effizient arbeiten. Nicht ohne Grund betone ich in meinen Projektgesprächen immer wieder, dass gepflegte Daten einen geldwerten Vorteil darstellen. Trotz wachsender Datenmenge nimmt die Konsistenz und Vollständigkeit der Stammdaten gar immer weiter ab. Die zunehmende Variantenvielfalt potenziert dieses Problem nochmals, zumal viele Unternehmen mit ihrer heutigen Systemlandschaft diese Entwicklung nur durch zusätzliche Ressourcen bewältigen können. Die Unternehmen müssen sich der Aufgabe stellen, die einzelnen eindeutigen Artikelnummern durch Typ-Artikel zu ersetzen und diese möglichst systemgestützt im Vorgangsfall konsistent und vollständig durch entsprechende Sachmerkmale oder Merkmalsausprägungen zu ergänzen. Auf dieser konsistenten Datenbasis müssen die ERP-Systeme Automatismen in der Datenadministration und -weiterverarbeitung anbieten, damit der Anwender nur noch essentielle Entscheidungen in seiner Bearbeitung treffen muss. Hier ist ein Trend in der Anwendungslandschaft zu erkennen, auf den die meisten Systeme bislang nicht oder höchstens unzureichend reagieren.

 

Wie können Unternehmen die zunehmende Komplexität durch die stetig steigende Variantenvielfalt, geringeren Stückzahlen und kürzeren Produktionszyklen bewältigen?

Nur durch Konfiguration. Aber die Konfigurationsfunktionalität muss eine künstliche Intelligenz aufweisen. Dazu gehört ein außerordentlich gutes und umfassendes Fehlerhandling, um gezielt in den komplexen Strukturen die Fehlerquelle im Konfigurationsergebnis oder in der Produktdarstellung zu finden, ansonsten sucht der Anwender die Nadel im Heuhaufen.

 

Die Bedeutung von Lösungen zur Optimierung des Variantenmanagements wächst damit. Erwächst damit auch eine Chance, Wettbewerbsvorteile zu sichern?

Der Konfigurator beeinflusst die Aufbereitungszeiten für Kundenangebot, -auftrag, Fertigungsauftrag und Bestellung, indem Fehlkonstruktionen oder Fehlbestellungen vermieden werden (können). Geringere Prozesskosten können auch ein Ergebnis sein. Aber dazu braucht es eine funktionale Dynamik in der Verwaltung: Mit dem Konfigurator muss man in die Vorgänge durchgreifen können, damit die Prozesskosten wirklich nachhaltig gesenkt werden können. Es hilft doch nichts, wenn der Vertriebssachbearbeiter erst mit dem Produktionsmitarbeiter konferieren muss, dass er jetzt an der Struktur eines Auftrags nachträgliche Änderungen durchzuführen hat. Dies kann durch den Begriff „Flexibilität“ umschrieben werden.


Entwickeln sich immer mehr Unternehmen schleichend zu Variantenfertigern bzw. variantenorientierten Auftragsfertigern?

Ja, aber die meisten haben keine Basis in ihren ERP-Systemen, dies flexibel und anwenderzentriert umzusetzen. Funktionale Flickenteppiche sind das Ergebnis.

 

Hypothese: „Die Flexibilität in der Fertigung wird sich durch fehlende Effizienz in den Abläufen oft teuer erkauft“ – würden Sie dem zustimmen?

Die Hypothese stimmt. Es wird leider immer noch zu wenig in Prozessen gedacht. Ein Konfigurationsprozess endet nicht mit der Datenübergabe der Strukturen an die Fertigung oder den Einkauf. Es wird versucht, alles zu standardisieren. Standards für die Prozesswelt in anwendungstechnischem Sinne sind aber gegenwärtig nicht in Sicht. Leider werden die Anwendungen in der Entwicklung noch allzu sehr nach außen abgeschottet, was in erster Linie der Komplexität und den wenig realitätsnahen relationalen Mikro-Modellen geschuldet ist.

 

Trotz breitem und stetig wachsendem Artikel-/Variantenspektrum verstehen sich viele Auftragsfertiger nicht als Variantenfertiger. Worin sehen Sie mögliche Gründe?

Will man die Variantenlogik verstehen, muss man lernen, in Klassifikationen zu denken und zu arbeiten. Fast alle Techniker denken in Artikelnummern; es kommt einer Revolution gleich, die eindeutigen Artikelnummern durch Typ-Artikel zu ersetzen. Damit kommen wir aber wieder zu unserem ursprünglichen Problem, da die Masse der ERP-Systeme hier einfach noch zu wenig Unterstützung bietet.

 

Welche Bedeutung hat die Losgröße 1 in Ihren Projekten?

Eine sehr große. Dies ist übrigens auch im Sinne von Lean Production. Aber es ist ja nicht allein die Losgröße 1, die hier hervorzuheben ist, viel wichtiger ist, dass hinter dieser Losgröße in der Regel ein Unikat steckt, ein Produkt, das vielleicht nie wieder in dieser Konstellation hergestellt oder beschafft wird.

 

Worauf sollten Unternehmen bei der Wahl eines Variantenkonfigurators achten?

Das oberste Gebot heißt Flexibilität: Ich muss in der Lage sein, ohne Kompromiss mein Produkt gestalten zu können, natürlich innerhalb der erlaubten Parameter. Als Basiseigenschaften für einen Konfigurator sind zu nennen:

  • Strukturelle Integration in Kundenangebot, -auftrag, Produktion, Einkauf
  • Verwendung von
    • Konstanten
    • Variablen
    • Formeln
    • logischen Regeln
    • Berechungswegen
    • Initalisierungsregeln
  • Beliebige Erweiterbarkeit des Konfigurationsregelwerkes
  • Einbringen von Bildern in den Konfigurationsdialog
  • Erstellung von Basistexten für Kundenangebot, -auftrag,
  • Produktions- und Einkaufsbelege
  • Skripting, um Texte oder komplexe Berechnungen vornehmen zu können
  • User Exits, um auf externe Tabellen oder Programmroutinen zugreifen zu können
  • Automatismen für abgeleitete Vorbelegungen im Konfigurationsdialog
  • Genaue Fehlermeldungen in der Konfigurationsentwicklung
  • Präzise Fehlermeldungen in der Anwendung
  • Testverfahren, insbesondere für die Offenlegung von Reihenfolgefehlern; z.B. in der Datenstrecke Kundenauftrag – Produktionsauftrag mit Stückliste und Arbeitsplan

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